Liebes Reisetagebuch
Dienstag, 15. September 2009
Sehen verboten!
Am vierten Tag ist die verbotene Stadt waehrend der Proben fuer die anstehenden Feierlichkeiten immer noch geschlossen. Also besichtige ich mit ein paar anderen Hostellern den Lama-Tempel im Norden der Stadt.
Ich will schon rufen "Es brennt! Es brennt!", da diese starke Rauchentwicklung doch unmoeglich von den Raeucherstaebchen allein herruehren kann, doch es ist so... heute sind viele Glaeubige unterwegs.
Allerdings weiss ich nicht, ob der Begriff "Tempel" wirklich zutrifft, denn wir muessen durch mehrere Innenhoefe und Kammern ueber Stock und Stein, in der letzten wartet ein 18 Meter hoher Buddha auf uns. Superlative sind was Tolles, aber trotzdem war das nicht mein Lieblingstempel, bigger isn't always better!



Schliesslich gehen wir zum beruehmten Trommelturm mit dem Glockenturm daneben - die Glocken zeigten die Stunden an, mit dem ersten Ton wurden die Stadttore geoeffnet, und wenn abends die Trommeln schlugen, wurden sie geschlossen.
Nachdem wir die steilen Stufen erklommen haben, wartet oben noch eine kleine Showeinlage auf uns: Um Punkt drei Uhr kommen die Trommler hervor und beleben die Ausstellungsgegenstaende mit einer kleiner, aber effektiven Session! Nach einer kurzen Verbeugung und Applaus ziehen sie sich fast spukhaft wieder zurueck, wie eine Erinnerung aus einer vergangenen Zeit.
Einer Legende nach wurde die Glocke mit einem Menschenopfer erschaffen: Den Handwerkern wollte es einfach nicht gelingen, die Glocke kam immer fehlerhaft aus der Form, der Endtermin rueckte naeher, allen Maennern drohte Enthauptung. Der Chefkonstrukteur wusste, dass auch die letzte nichts werden wuerde, und bereitete sich schon auf seinen Tod vor. Seine Tochter hingegen erfuhr, dass die Glocke ein Opfer brauchte, und bei Schmelzung der Bronze warf sie sich hinein, bevor sie jemand zurueckhalten konnte, und liess, wie Aschenputtel, nur einen Schuh zurueck. Nicht ganz so beschaulich wie bei Schiller! Diese Glocke haengt heute noch im Turm.
Am Abend will ich mich mit einem Bekannten treffen, der seit Jahren in Beijing wohnt, aber dass gestaltet sich schwieriger als beabsichtigt: Mittlerweile haben die Paradeuebungen selbst begonnen, ueberall Polizei. Als mich das Taxi zum Treffpunkt bringt (was an sich schon ein Wunder ist!), sehe ich auf der Strasse schon die Panzer vorbeirollen. Ich habe ja mit vielem gerechnet in China, aber ich muss sagen, zu meinem Besuch ziehen sie showmaessig alle Register! Ich schaffe es tatsaechlich noch ins Restaurant, aber der Rueckweg gleicht auch einer kleinen Odyssee - anfangs koennen wir kein Taxi fuer mich bekommen (ich sehe mich schon 10 km zum Hostel laufen), und dann muss ich erst noch einige weitere Polizeikontrollen ueberwinden! Naja, Uebung macht den Meister, jetzt weiss ich auch, wie akribisch die Eroeffnungsfeiern fuer die olympischen Spiele vorbereitet wurden!
Wie auch immer, am Schluss komme ich wohlbehalten im Hostel an und kann gleich ins Bett, denn morgen geht's auf zur Mauer!

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Letzte Aktualisierung: 2009.11.16, 04:54
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