| Liebes Reisetagebuch |
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Dienstag, 15. September 2009
Grosse Plaene...
ontourage, 14:09h
Am dritten Tag in Beijing will ich endlich mal die verbotene Stadt sehen, aber wie der Name schon sagt, ist sie heute verboten, genau wie in alten Zeiten ist der Zutritt den Normalsterblichen versperrt, grosses Polizeiaufgebot draussen. Denn Beijing bereitet sich auf den Nationalfeiertag am 1. Oktober vor, und da wird direkt an Ort und Stelle schon geuebt.
Also beschliesse ich, zur anderen kaiserlichen Lokalitaet zu reisen: Der Sommerresidenz! Diese Idee haben ich und etwa 1000 andere Chinesen, von daher fuellt sich der huebsche kleine Innenhof schnell und gemuetlich, und dank meines Audioguides erfahre ich in gesteltztem Deutsch kleine Anekdoten und Intrigen ueber das Kaiserhaus. Eine der bekanntesten Figuren in der Geschichte lebt noch in dem letzten Jahrhundert, die Kaiserinwitwe Cixi. Absolut ehrgeizig und machtbesessen, eine Art Elisabeth I. von China, die aber noch schlechter wegkommt. Sie verheiratet ihre Nichte mit dem Kaisersohn, der leider nicht besonders begeistert ist, wie der Audioguide es hoeflich versucht zu formulieren: "Sie war nicht besonders huebsch und aelter als der Kaiser, also warum sollte er sich bei der Auswahl an Konkubinen fuer sie interessieren? Aber sie half ihm bei Regierungsgeschaeften, indem sie hinter dem Vorhang lauschte und ihn in der grossen Revolutionsnacht beriet und ihm beiseite stand." Tatsaechlich war aber die maechtigste Person im Palast die Kaiserinwitwe, nicht der Kaiser selbst. Sie liess sogar die kaiserlichen Figuren, Phoenix fuer die Frau, Drachen fuer den Mann, umstellen, so dass nun der Phoenix an erster Stelle kam. Und als eine grosse geplante Reform fehlschlug, setzte sie den Kaiser unter Hausarrest. Da war er aber schon etwas aelter als acht... Kurios zeigt sich die ehemalige Saenfte neben dem ersten chinesischen Auto als kaiserliches Fortbewegungsmittel, laut Guide aus Amerika oder Deutschland. Eine echte Ueberraschung erlebe ich allerdings, als ich mir das Theater ansehen will. Ueber den ganzen Platz sitzen Leute verteilt und sehen sich eine Live-Musik-Darbietung an! Die drei Musiker sitzen im Kostuem auf der Buehne und entlocken den althergebrachten Instrumenten traditionelle chinesische Musik. Dabei erfahre ich ausserdem, dass der Kaiser ein ausgesprochener Musik- und Theaterliebhaber war und auch mal in ploetzlicher Ekstase mitten in der Vorstellung auf die Buehne sprang und mitmischte. Waehrend ich Schwelle um Schwelle beschreite, wird mir auch langsam klar, warum die Sommerresidenz so beliebt war und hohe Gaeste oft hierher eingeladen wurden und Regierungsgeschaefte hier stattfanden. Es ist einfach schoen! Die Berge rundherum kann man klischeehaft nur als malerisch beschreiben, ueber den Kunming-See woelbt sich die Siebzehn-Bogen-Bruecke, und damit dass Leben im Palast nicht allzu langweilig wurde, hat einer der Kaiser ein kleines Flussdorf bauen lassen. Da er am Yangtse so begeistert von der Landschaft und ihren Doerfern war, hat er es einfach zur Zerstreuung nachgebaut, mit Restaurants und kleinen Laeden, nach dem Motto: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt... Sie haben es wirklich verstanden zu leben. ... comment |
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Letzte Aktualisierung: 2009.11.16, 04:54 status
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