Liebes Reisetagebuch
Montag, 16. November 2009
Hot stuff, baby, tonight!
Nach der Ankunft widme ich mich erstmal hausfraulichen Taetigkeiten (Waesche waschen, weitere Reise organisieren), schuettle Norbert ab und versuche, meinem Magen leichte Kost zuzufuehren, die naechtliche Fett- und Alkoholorgie hat ihre Spuren hinterlassen... dann mache ich mich zu einem Stadtbummel in Chongqing auf. Das Hostel ist direkt am Fluss gelegen, ein toller Ausblick auf den Yangtze, und ich sehe mir noch einen schoenen Tempel und die Innenstadt an. Abends will ich das hiesige Topgericht ausprobieren: Hot Pot! Ich habe das zwar schon diverse Male in Shanghai geniessen duerfen, aber es kommt von hier, von daher die Probe aufs Exempel.
Es dauert nicht lange, und ich werde von den vier Maedels zwei Tische weiter eingeladen - einerseits freue ich mich ueber die Gesellschaft und Einheimische etwas kennen zu lernen, andererseits ist es mir unangenehm, weil ich weiss, dass sie mich nicht bezahlen lassen werden. Die chinesische Gastfreundschaft ist, was vieles betrifft, wirklich unglaublich.
Die Heimreise gestaltet sich hingegen etwas schwierig, denn waehrend wir uns beim Essen gut unterhalten haben, mit rudimentaerem Englisch, gebrochenem Chinesisch und Handzeichen, tauchen nun massive Missverstaendnisse auf - erst glauben sie, ich haette keinen Platz zum Schlafen, dann verstehen sie, dass der Preis meiner Uebernachtung mir vom Taxifahrer fuer die Fahrt in die Stadt abgeknoepft wurde, und machen entsetzt das Zeichen fuer Schlachten (Auslaender schlachten ist ein gebrauechlicher Ausdruck fuer das Uebers-Ohr-hauen), aber irgendwann sitze ich dann im Taxi und fahre heim, um ueber die Strafe des Turms von Babel nachzudenken.

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A Sailor's Life
Oben wird gleich das schiffsinterne Spielcasino eroeffnet, alle Mann an Deck, rauchen, trinken, Karten und Mahjongg spielen, ich streite mich kurz mit der Reiseleiterin darum, ob jetzt alles inklusive ist oder nicht - bis auf den Zugang zum Deck ja, ich werde nie erfahren, ob es dank meines Protestes oder ohnehin so war - wie auch immer, Leinen los, und ab dafuer!
Huang He ist der gelbe Fluss - der Yangtze dann wohl der braune... jedenfalls der Farbe nach zu urteilen...
Aber macht nichts, wir sind unterwegs zu den Three Gorges, den drei Schluchten, und dort wird der Fluss enger und tatsaechlich zu einem traumhaften gruenem Blau... um sechs Uhr morgens fahren wir durch die erste, also schnell aus den Federn geschwungen. Vor dem Staudamm, als die Schluchten noch tiefer waren, muss der Anblick wahrscheinlich noch spektakulaerer gewesen sein, aber nichtsdestotrotz - wunderschoen!
Von dort aus machen wir einen Ausflug zu den drei kleinen Schluchten, der hilfreiche Xu erklaert mir auf Englisch, dass wir nun an einigen Hoellen vorbeifahren - der chinesischen Mythologie nach verbergen sich in den dunklen Hoehlen der Schluchten naemlich die boesen Geister in diesen Hoellenloechern. (In diesem Sinne besuchen wir auch speater die martialische Ghost City, Fengdu). Aber ich muss sagen, der Ausblick aus den Hoellen ist nicht schlecht, scharfkantige bizarre Felsformationen und etwas weiter Reisfelder, kleine Haeuschen malerisch auf die Huegel drapiert...
Unsere interne kleine Reisegruppe besteht aus Xu und seinen zwei Onkeln, die ihn auf die Reise eingeladen haben (bzw. der eine ist wirklich der Bruder seiner Mutter, der andere dessen Freund, aber man redet in China oft aeltere Bekannte mit Onkel an), zwei Englaenderinnen in meinem Alter, ein Deutscher in den Vierzigern und ich. Der Deutsche ist zwar weder von der Noergelsorte (so und so viel bezahlt, blablabla, wo bleibt das Schnitzel) noch von der ekstatischen Sorte (Oh, das war sooo unglaublich, muesst ihr unbedingt mal machen, wie, ihr Hinterwaeldler habt noch nie davon gehoert). Doch obwohl er nett ist und es gut meint, nervt er mich leider (Beim zweiten Mal Tee holen hast du aber laenger gebraucht - isst du heute mal chinesisches Fruehstueck - isst du heute westliches Fruehstueck - warum machst du das und das?) - Big German is watching you! Das ist jedenfalls eine Abhandlung ueber das Vergnuegen, alleine zu reisen, wert.
Aber trotzdem, wir haben in unserer Gruppe eine gute Zeit - am Ende laden uns die Chinesen zum Essen ein - wir tischen Alkohol dazu auf, und die letzte Nacht feiern wir alle zusammen in der gesamten Reisegruppe auf dem Oberdeck, begeistert machen sie Stuehle fuer uns frei, versorgen uns mit Obst und Trockenfisch, wir spielen Mundharmonika und verstaendigen uns mehr oder weniger erfolgreich mit Handzeichen.
Am Ende erwartet uns der Hafen von Chongqing, denn auch alles Gute hat einmal ein Ende...

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Samstag, 17. Oktober 2009
If your life is a river and your heart is a boat...
Alles ist wahr. Ich sitze also in einem Bus, der mich zum Schiff bringen soll. Seltsamerweise haelt der Bus nach fuenf Minuten, alle steigen aus. Ich verstehe nicht, warum wir schon wieder anhalten, die Reisefuehrerin sagt "look around", ich denke nur, warum denn, hier sind nun wirklich keine Sehenswuerdigkeiten, oder ist der Secondhand-Laden mit den billigen Fummeln eine lokale Attraktion - schliesslich erklaere ich es mir so, dass die anderen Leute vielleicht schon laenger im Bus sitzen, mal das Klo oder was zu essen suchen wollen.
Nach einer Stunde geht es dann endlich weiter, vor mir sitzt ein mittelalter Deutscher, hinter mir zwei Englaenderinnen in meinem Alter, ansonsten viele seefahrtbegeisterte Chinesen. Kurz vor dem Ziel erklaert die Fuehrerin wieder irgendwas, ein netter Chinese neben uns uebersetzt, dass sie uns zu einem beautiful place bringen will (dem Drei-Schluchten-Damm), wie wir spaeter herausfinden. Das soll aber 30 Yuan extra kosten (ca. 3 Euro). Wir aergern uns, dass wir nicht gefragt wurden, ob wir das ueberhaupt wollen, aber das wird sowieso schon von den chinesischen Reisenden bemaengelt - und zwar lautstark!
Schliesslich wird die eine Haelfte am Hafen abgesetzt, die andere entscheidet sich dafuer, den Damm anzusehen, ist zwar Nacht und huebsch beleuchtet, aber spektakulaer ist was anderes...
Am Hafen handle ich mir noch ein paar Tuetensuppen zu einem guten Preis aus, mit der Konkurrenz nebenan ist das diesmal nicht schwierig, und ab aufs Schiff! Haette ich es bei Tageslicht gesehen, haette ich vielleicht Zweifel gehabt, ob es seetuechtig ist, aber bei Nacht sind alle Schiffe grau.
Die Vierer-Kabine ist klein, und wir alle schrecken vor dem Bad zurueck (haertet ab, danach bin ich vor keiner Toilette mehr zurueckgeschreckt). Die drei chinesischen Maenner sind sehr nett, und unter ihnen auch der nette junge Englisch-Uebersetzer, der mich in den naechsten Tagen viel begleitet und mir oft ein paar hilfreiche Worte an die Hand gibt.

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Montag, 12. Oktober 2009
Zwischenstationen
Jede Reise hat ihre Ziele. Aber auf dem Weg zu den Zielen erlebt man oft mehr oder minder seltsame Zwischenstationen. Auf dem Weg zu meiner Yangzi-Flussfahrt mache ich Zwischenstopp in Wuhan und Yichang, denn China ist weit und gross... das heisst, eine elfstuendige Busfahrt von Huang Shan nach Wuhan, `city in the middle of China`.
Das Youth Hostel ist eins der gemuetlichsten, dass ich gesehen habe, aber viel mehr habe ich von Wuhan auch nicht gesehen, muss ich gestehen... denn schon am naechsten Morgen gehts weiter nach Yichang - diesmal nur vier Stunden, kein Problem...
dafuer wird der Aufenthalt umso seltsamer, da ich der Reiseagentur nicht ganz traue - habe ich wirklich eine Schifffahrt gebucht oder ist das mehr ein Papierflieger-Ausflug?
Und da die in meinem tollen Reisefueherer angebotene Uebernachtung sich als Bahnhofskaschemme entpuppt, nehme ich das Angebot der Agentur wahr, ein anderes Hotel um die Ecke zu buchen. Der Preis ist zwar fuer Yichang etwas teuer, aber fuer unsere Verhaeltnisse ein Traum (acht Euro fuer ein huebsches EZ). Mich stimmt aber ein Preis um die vier Euro misstrauisch: "Gibt es nicht doch einen Schlafsaal?" - "Nein, nein, das ist stundenweise." - "Stundenweise? Was fuer ein Hotel ist das hier?!" - Ich glaube immer noch, dass die mich uebers Ohr gehauen haben, bis ich das Massageoel und die Kondome auf meinem Nachttisch in meinem sonst sehr biederen Zimmer entdecke. Und hoere, wie in jedem Zimmer um etwa 22 Uhr das Telefon klingelt - als ich abhebe und mich melde, wird sofort aufgelegt. Jemand erfolglos auf der Suche nach Kundschaft?
Egal, da es in den Bus reingeregnet hat, breite und haenge ich meine Sachen ueberall im Zimmer aus und auf, wenn ich schon mal allein bin, dann nutze ich das auch aus!
Am naechsten Tag laufe ich ein wenig in der Gegend herum, aber ich kann nichts Nennenswertes vermelden... auf zu neuen Ufern, in diesem Fall dem Flussufer des Yangzi!

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Letzte Aktualisierung: 2009.11.16, 04:54
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